Krebsregister RLP richtet Landesweite Qualitätskonferenz mit Fokus auf Prostatakarzinom aus
Am 8. November eröffnete Antje Swietlik die siebte Landesweite Qualitätskonferenz des Krebsregisters im Institut für digitale Gesundheitsdaten (IDG) zum Thema Prostatakarzinom in der Gonsberg Lounge in Mainz. Über 200 Teilnehmer folgten der Veranstaltung sowohl vor Ort in Präsenz als auch digital über den bereitgestellten Livestream. In ihrem Impuls wies die Geschäftsführerin des IDG auf das große Potenzial von Gesundheitsdaten hin, appellierte aber auch, dass an eine zunehmende Datennutzung höchste Standards im Datenschutz und in der Datensicherheit angelegt werden müssen.
Das anschließende Grußwort wurde von Dr. Arnd Goldt, Abteilungsleiter Gesundheit im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, gehalten. Dr. Goldt betonte die gesellschaftliche Relevanz von Prostatakrebs und rief zur noch stärkeren Zusammenarbeit aller Akteure auf. Gleichzeitig unterstrich er den wichtigen Beitrag der flächendeckenden Erfassung und Auswertung aller Behandlungsdaten durch das Krebsregister, um erfolgreiche Behandlungsmethoden sichtbar zu machen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu fördern.
Dr. Nils Herm-Stapelberg, Abteilungsleiter für Data Science im IDG, präsentierte in seinem Vortrag erstmals den neuentwickelten onkologischen Versorgungsatlas. Der Bericht enthält erkenntnisreiche Auswertungen und Statistiken zur Versorgungssituation und Patienten Journey bei onkologischen Erkrankungen in Rheinland-Pfalz.
Im ersten Expertenvortrag sprach Dr. med. Robert Dotzauer, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universitätsmedizin Mainz, über aktuelle Erkenntnisse in der Behandlung des Prostatakarzinoms. Dazu verglich Dotzauer sowohl die Überlebenszeit als auch die Nebenwirkungen verschiedener Behandlungsmethoden. Studien zeigen, dass die radikale Prostatektomie sowie die Strahlentherapie Vorteile in der Überlebenszeit gegenüber dem watchful waiting aufweisen, aber auch mit stärkeren Nebenwirkungen einhergehen. Daher spielt die Patienteninformation eine wichtige Rolle, damit im Shared Decision-Making die für den Patienten individuell beste Therapieentscheidung getroffen werden kann.
Im folgenden Expertenvortrag gab Dr. med. Markus Schöne, als Landesverbandvorsitzender des Berufsverbands der Deutschen Urologie, Einblicke in die ambulante Behandlung und Betreuung von Patienten mit einem Prostatakarzinom. Schöne machte deutlich, dass das Aufgabenspektrum ambulant tätiger Urologen von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge reicht. Insbesondere in der Diagnostik und Behandlung haben in den letzten Jahren deutliche Entwicklungen stattgefunden, sodass Patienten mit Prostatakrebs diverse Behandlungsoptionen geboten werden können.
Nach der Pause eröffnete PD Dr. Christina Justenhoven, Abteilungsleiterin für Datenauswertungen und Reporting im IDG, den zweiten Teil der landesweiten Qualitätskonferenz mit einem Einblick in aktuelle Auswertungen des Krebsregisters Rheinland-Pfalz. In ihrem Vortrag befasste sie sich auch mit Auswirkungen der Coronapandemie auf Prostatakrebs. Justenhoven zeigte, dass 2020 pandemiebedingt ein Rückgang der neu diagnostizierten Prostatakrebserkrankungen des Landes beobachtet werden konnte. Auf die UICC-Stadien und Mortalitätsrate hatte die Pandemie in den Daten hingegen keinen erkennbaren Einfluss. Darüber hinaus stelle Justenhoven Indikatoren für die Qualitätssicherung auf Basis von Krebsregisterdaten vor.
Im Anschluss präsentierte Manfred Olbrich als Patientenvertreter seine Krankheitsgeschichte stellvertretend für die Mitglieder der RV Prostatakrebs Selbsthilfe Südwest aus der Sicht eines Betroffenen. Er zeigte dabei, wie wichtig ein offener Umgang mit Themen wie Sexualität und Inkontinenz für die psychische Verfassung von Betroffenen ist. Olbrich appellierte, dass das Angebot von Selbsthilfe noch stärker und auch früher an Patienten mit Prostatakrebs herangetragen werden müsse, um Betroffene bereits in der Phase zwischen Diagnose und Therapie unterstützen zu können.
Im letzten Vortrag der landesweiten Qualitätskonferenz stellte Melissa Schoeps, verantwortlich für Auswertung und Forschungsförderung im IDG, die Bedeutung der Patientenpartizipation in den Fokus ihrer Präsentation. Da sich Krebserkrankungen durch medizinische Fortschritte immer stärker zu chronischen Krankheiten entwickeln, ist es bei der Therapieentscheidung wichtig die individuelle Lebenssituation der Betroffenen miteinzubeziehen. Schoeps zeigte außerdem auf, wie das Krebsregister auch außerhalb der Arzt-Patientenbeziehung bereits mit Patientinnen und Patienten in verschiedenen Initiativen zusammenarbeitet.
Während der anregenden Diskussionsrunden und in Gesprächen, zeigte sich die große Motivation aller Teilnehmer die Erkenntnisse aus der Veranstaltung für eine verbesserte Versorgung von Patienten mit Prostatakrebs einzusetzen. Dabei kann die qualitätsgesicherte Erfassung und Auswertung aller Behandlungsdaten durch das Krebsregister einen wertvollen Beitrag leisten, um wissenschaftliche und medizinische Innovation zu fördern und die onkologische Versorgung zu verbessern.
„In diesem Jahr ist das Prostatakarzinom das zentrale Thema der landesweiten Qualitätskonferenz. Besonders freut es mich, dass Ihnen das Krebsregister erstmals mit dem neuentwickelten Versorgungsatlas einen tiefen Einblick in die Versorgungssituation und Patienten Journey in Rheinland-Pfalz bieten wird.
Das Wohl der Patientinnen und Patienten steht im Krebsregister sowie bei allen onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzten an erster Stelle. Durch die flächendeckende Erfassung und Auswertung aller Behandlungsdaten kann das Krebsregister erfolgreiche Behandlungsmethoden sichtbar machen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse fördern. Dies zeigt das Potenzial für die Verbesserung der Behandlung von Tumorerkrankungen, welches durch die Zusammenarbeit zwischen behandelnden Einrichtungen, der Forschung und dem Krebsregister geschaffen werden kann.“
Clemens Hoch
Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz
„Die landesweite Qualitätskonferenz des Krebsregisters im Institut für digitale Gesundheitsdaten leistet einen wichtigen Beitrag in der onkologischen Qualitätssicherung des Landes. Neben Auswertungen auf Basis von aktuellen Krebsregisterdaten, bietet das diesjährige Programm neuste Erkenntnisse sowohl aus der stationären als auch ambulanten Behandlung und Betreuung von Patienten mit einem Prostatakarzinom.
Zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Patientenversorgung ist es zwingend nötig, dass die Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft in der Behandlung Anwendung finden. Auch deshalb bieten Veranstaltungsformate, wie die Qualitätskonferenz, einen erheblichen Mehrwert für Patientinnen und Patienten. Ich wünsche Ihnen eine spannende Veranstaltung, aus der Sie viel Wissenswertes mitnehmen!“
Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer
Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz